For Nella/Cabezas

Nella_Notensample.pdf

Rezension im Offbeat 

Wie der Name des Komponisten des 3,5 minü-tigen Solostücks für Marimba schon vermuten lässt, bewegt sich die Musik in südamerikanischen Gefilden. Von Sekunde eins an wird klar, dass hier eine gehörige Portion Groove und Feuer auf dem Notenständer liegen. Nach einem, durch die Eng- führung der beiden Hände recht kniffligem Intro, beginnt das Stück in strah- lendem G-Dur, von dem aber für die Latin-Harmonik typisch immer wieder gekonnt abgewichen wird. Ganz klar im Fokus steht der Groove und der Puls in Halben. Dies wird in einer folgenden 16taktigen Passage besonders deutlich, da hier beide Hände den gleichen, typisch südamerikanisch, Off- beatlastigen, entfernt an einen Partido Alto Rhythmus erinnernden Groove spielen. Diese Stilelemente setzen beim Interpreten für die stilgerechte Um- setzung einiges an Feeling und Hörerfahrung voraus. Im Folgenden wird das harmonische und melodische Zentrum des Stückes, bei gleichbleibendem Feel und Rhythmik verlassen. Typisch für Marimbakompositionen werden nun Oktaven in der rechten Hand eingesetzt über Tritonusintervalle im Bass gelegt. Die viertaktige Sequenz wird dann noch einmal mit einem um einen Ganzton erniedrigten Bass und eine um einen Halbton erniedrigte Melodie wiederholt. Das ergibt einen interessanten, marimbatypischen Effekt. Zum Ende der Komposition kehrt der Komponist wieder zu seinem Anfangs- duktus zurück und es groovt wieder tonal „geradeaus“. Der neugegründe- te Verlag NIRO präsentiert mit „For Nella“ ein interessantes, etwas anderes Solostück für Marimba. Es wird nicht versucht ein anderes Instrument zu imitieren. Die Marimba wird hier, auch unter der Verwendung von Artikulati- onen wie z.B. Dead-Strokes, als eigenständiges, groovendes, die Melodik und Harmonik einbeziehendes Rhythmusinstrument präsentiert. Die Noten sind sehr übersichtlich gedruckt und die Spiralbindung hilft sehr die 6,5 Seiten zusammenhalten und leicht umzublättern. Holger Denckmann